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Konjunkturbericht

Konjunkturdaten Bauhauptgewerbe I. Halbjahr 2020

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg im ersten Halbjahr 2020 um gut 8%. Die Order verharren auf Vorjahresniveau.

Im ersten Halbjahr 2020 können die Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten einen Umsatzzuwachs von 8,2 % verbuchen. Angesichts der zu Jahresbeginn vorhandenen hohen Auftragsbestände (52 Mrd. €) konnte bei guter Witterung die Bauproduktion zügig anlaufen.

Bei gleicher Anzahl bis zum Juni zur Verfügung stehender Arbeitstage, haben die Bauunternehmen nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten, das Leistungsniveau gegenüber dem Vorjahr ausgeweitet; (Stundenvolumen +5,7 %).

Dafür war maßgeblich, dass trotz der Corona-Pandemie der Baustellenbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Hierzu hatten sich die Tarifvertragsparteien gemeinsam committet; (siehe auch Vereinbarung der Tarifvertragsparteien ZDB, HDB und IG BAU vom 27. März; „Wir stehen zusammen – aber mit Abstand!“). Zur Aufrechterhaltung des Baustellenbetriebes haben die Bauunternehmen große Anstrengungen und zusätzliche Aufwendungen unternommen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und entsprechende Hygiene- und Abstandsanforderungen einzuhalten.

Diese Bemühungen schlagen sich auch bei der Umsatzentwicklung nieder, wenngleich hier im Jahresverlauf ein Tempoverlust erkennbar wird. Lagen die Zuwachsraten in den ersten drei Monaten des Jahres noch nominal zwischen 11 % und 14 %, waren es im April noch +3,7 %, im Mai -0,5 %. Im Juni ist zunächst wieder ein Umsatzwachstum von gut 12 % zu verzeichnen. Jetzt bereits von einer Trendumkehr der letzten Monate zu sprechen, erscheint, angesichts der verhaltenen Order der letzten Monate, verfrüht.

Die eingehenden Order zeigten im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 bis zum Mai, jeweils gegenüber dem Vorjahr, eine deutlich abnehmende Dynamik. Während im Januar alle Bausparten noch zu einem Wachstum der Order insgesamt von nominal gut 9 % beitrugen, stagnierten die Order bereits im Februar. Im Zeitraum von März bis Mai gingen die Order um fast 6 % zurück, was auf Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Seiten der Auftraggeber zurückführen ist.
Im Juni haben die Order gegenüber dem Vorjahr um gut 9 % zugelegt. Kumulativ, d.h. bis zum Juni, verzeichnet das Bauhauptgewerbe insgesamt einen Orderzugang auf Vorjahresniveau; -0,2%.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Auftragseingang im Juni durch den Zugang von Großprojekten, darunter eines Straßenbau-Großprojektes, offensichtlich im Wege von ÖPP geprägt. Die Vergabe derartiger Aufträge ist für die Auftragslage im Straßenbau für die Masse der hier tätigen mittelständischen Bauunternehmen nicht repräsentativ. An der Ausschreibung von ÖPP-Projekten beteiligen sich angesichts der hohen Auftragsvolumina und langen Laufzeiten nur wenige große Bauunternehmen in Konsortien. Ein derartiger Orderzugang spiegelt wegen der langen Bauzeit auch nicht die Umsatzentwicklung der nächsten Monate wieder. Der hohe Anstieg der Order im Juni zeigt daher aus Sicht des ZDB noch keine Trendwende in der Entwicklung der eingehenden Bauaufträge auf.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes konnten die Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Quartal die Zahl ihrer Beschäftigten um gut 3 % erhöhen. Auch wenn die Baukonjunktur Corona bedingt eingebremst ist, wird die Nachfrage nach Bauleistungen offensichtlich insgesamt als nachhaltig angesehen.

In den einzelnen Bausparten zeichnet sich folgende Entwicklung ab:

Wohnungsbau

Im gesamten Jahresverlauf haben die Investoren mehr Genehmigungen für Wohnungen erteilen lassen als im Vorjahr. Per Juni wurden für 176.442 WE Genehmigungen erteilt. Das waren 11.801 mehr als im Vorjahr; (+7 %). Wie bereits in den Vorjahren stand die Genehmigung von Wohnungen im Mehrfamilienhausbau im Vordergrund (+7.457 WE).

Die Order liegen zum Ende des ersten Halbjahres um ca. 4 % über dem Niveau des Vorjahres. Den deutlichen Rückgängen der Order im April mit ca. -12 % und im Mai mit ca. -5 % steht ein Zuwachs von ca. +9 % im Juni gegenüber.

Auch dieser Zuwachs war, nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes, vornehmlich auf Großprojekte zurückzuführen. Inwieweit hier schon wieder eine nachhaltige Investitionsnachfrage wieder Fuß gefasst hat, müssen die nächsten Monate zeigen. – Der Arbeitsmarkt bleibt fragil. Das könnte auf die Nachfrage zurückschlagen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete im April 2020 einen Zuwachs der Arbeitslosenzahlen im Vorjahresvergleich um +415.000 Personen, im Mai um +577.000 Personen und im Juni um +637.000 Personen. Im März und April gingen neu 751.000 Anzeigen für Kurzarbeit für 10,1 Mio. Personen ein. Bis Ende Mai erhöhte sich die Zahl der Anzeigen auf über 1 Mio. für 10,7 Mio. Beschäftigte. Damit ist nach Mitteilung der BA ein Vielfaches der Zahl an Anzeigen während der Rezession 2008/2009 erreicht.

Der Umsatz im Wohnungsbau erreicht zum Halbjahr 2020 bei den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten 10,7 Mrd. €, eine Steigerung um 7,6 %.

Wirtschaftsbau

Im Wirtschaftsbau ist in den letzten Monaten eine deutliche Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe (Mai -22 %, Juni -8 %) zu erkennen. Sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau kommen weniger Aufträge als im Vorjahr in die Bücher. Zum Ende des ersten Halbjahres liegen die Order im Wirtschaftsbau insgesamt um mehr als 4 % gegenüber dem Vorjahr zurück.

Dem Wirtschaftshochbau fehlen Nachfrageimpulse aus den ihn bisher tragenden Säulen des Dienstleistungsbereiches (besonders Handel und Gastronomie). Diese wurden durch den Lockdown ab Mitte März schwer in ihrer Umsatzentwicklung getroffen. Dies bremst erkennbar die Investitionsneigung. Aber auch Bestellungen zu Bauten aus der im wesentlichen exportorientierten Industrie, wie dem Maschinen- und Fahrzeugbau, bleiben aus. Hier stocken internationale Lieferketten aber auch die Nachfrage.

Allerdings zeigen die Baugenehmigungen bei Fabrik- und Handelsgebäuden im Juni eine deutliche Belebung an. Auch für Hotels und Gaststätten wurden in den letzten beiden Monaten wieder deutlich mehr Genehmigungen erteilt. Dies lässt auf wachsende Zuversicht der Auftraggeber schließen, nun die Folgen der Corona-Pandemie hinter sich gelassen zu haben.

Im Wirtschaftstiefbau gehen seit zwei Monaten erkennbar weniger Aufträge ein. So schiebt die Mineralölindustrie ihre Investitionsvorhaben auf. Grund hierfür sind über die Lock-Down-Monate deutlich verringerten Fahrleistungen, die sich in sinkender Nachfrage nach Kraftstoffen ausgewirkt haben.

Der Umsatz im Wirtschaftsbau erreicht zum Halbjahr 2020 bei den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ca. 18 Mrd. €, eine Steigerung um ca. 7 %.

Öffentlicher Bau

Die Order der öffentlichen Hand fielen bis zum Mai sehr verhalten aus. Kumulativ beauftragten Bund, Länder und Kommunen bis zum Mai gut 3 % weniger als im Vorjahr. Dies war maßgeblich auf den Straßenbau zurückzuführen. Hier waren die Order bis Mai um 9% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.  Für den Juni wird ein Orderzugang von der öffentlichen Hand über ca. 3,5 Mrd. € ausgewiesen, eine Steigerung um ca. 30 % gegenüber dem Vorjahr).

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Auftragseingang im Juni hier durch den Zugang eines Straßenbau-Großprojektes geprägt. So ist der Orderzugang in Niedersachsen im Straßenbau mit 700 Mio. € um 555 Mio. € höher ausgefallen, als im Vorjahr und üblicherweise; eine Steigerung um ca. 380 % gegenüber dem Vorjahreswert. Offensichtlich handelt es sich hierbei um das größte bisher vergebene ÖPP- Projekt zum 5-jährigen Ausbau und 30- jährigen Betrieb der A3 zwischen Erlangen und Biebelried. (Das Projekt ist derzeit im Bundeshaushalt mit einem Investitionsvolumen von ca. 2,1 Mrd. € veranschlagt.)
An der Ausschreibung von ÖPP-Projekten beteiligen sich angesichts der hohen Auftragsvolumina und langen Laufzeiten nur wenige große Bauunternehmen in Konsortien. Die Vergabe derartiger Aufträge sind für die Auftragslage im Straßenbau für die Masse der hier tätigen mittelständischen Bauunternehmen nicht repräsentativ. Ein derartiger Orderzugang spiegelt wegen der langen Bauzeit auch nicht die Umsatzentwicklung in den nächsten Monaten wieder.

Wichtig bleibt hier, dass in der Transformationsphase der Auftragsverwaltung von den Ländern auf den Bund bei den Bundesautobahnen, die 2020 abgeschlossen sein soll, kein Auftragsleerlauf stattfindet.

Der Umsatz im öffentlichen Bau erreicht zum Halbjahr 2020 bei den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten ca. 13,8 Mrd. €, eine Steigerung um ca. 10 %.

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Konjunkturdaten Bauhauptgewerbe I. Halbjahr 2020

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg im ersten Halbjahr 2020 um gut 8%. Die Order verharren auf Vorjahresniveau.