Position des ZDB
Materialkosten belasten Baukonjunktur
Für das Bauhauptgewerbe wichtige Baustoffe sind seit 2020 auf einem historisch hohen Preisniveau. Die Baumaterialkosten halten den Druck auf die Preise für Bauleistungen hoch.
Erzeugerpreise März 2023
Infolge der Corona-Pandemie wurden 2020 weltweit Kapazitäten zur Herstellung für global gehandelte Baustoffe (z.B. Baustahl, erdölbasierte Produkte der Bauchemie, elektronische Bauteile) zunächst heruntergefahren. Mit dem weltweiten Anspringen der Konjunktur im vierten Quartal 2020 gelang es nicht, synchron die Kapazitäten für Baumaterialien wieder hochzufahren. Hinzu kamen Engpässe im Logistikbereich. Die Folge waren im Jahr 2021 unterbrochene Lieferketten und deutlich steigende Einkaufspreise für Material. So stiegen die Erzeugerpreisindizes gegenüber 2020 durchschnittlich, bei Betonstahl um 53 %, bei erdölbasierten Kunststoffen (Rohre, Dämmmaterial) um 20 % bis 30 %, bei Bitumen um 36 % und bei Bauholz um über 60 %.
Die im Frühjahr 2022 anlaufende Wiederingangsetzung der Lieferketten wurde durch den russischen Krieg und die EU-Sanktionen unterbrochen. Hohe Preise für Gas und Energie treiben seither die Preisentwicklung gerade energieintensiver Produkte an. Die Verfügbarkeit von Baumaterial ist wieder weitgehend gegeben. Lieferschwierigkeiten werden teilweise noch zu elektronischen Bauteilen und zu Produkten der Gebäudeausrüstung gemeldet, insbesondere zu solchen der Energiewende, beispielsweise Wärmepumpen.
Die Entwicklung der Erzeugerpreisindizes verläuft 2023 für Produktgruppen unterschiedlich, die gerade im Bauhauptgewerbe genutzt werden:
- Der Preisindex für Bau- und Schnittholz hat seit Mitte 2022 einen kontinuierlichen Rückgang erfahren. Die Indizes liegen zwischen 130 bis 140 (2015 =100) und damit noch um ca. 30 bis 40 Indexpunkte über dem Niveau des Jahres 2020. Der Rückgang fiel zuletzt schwächer aus, insgesamt deutet sich jetzt ein gleichbleibendes Preisniveau an.
- Ein ähnliches Muster zeigen die Preisindizes für Metalle, hier Nichteisenmetalle und Betonstahl. Diese seit jeher global gehandelten Produkte bleiben seit Anfang des Jahres auf einem konstanten Niveau. Der Preis für eine Tonne Betonstahl liegt wieder unter 1.000 Euro und hat sich zu den exorbitanten Preisen von Mitte 2022 damit fast halbiert. Zum Ausgangsniveau von 2020 fehlen allerdings immer noch etwa 60 Indexpunkte.
- Die Erzeugerpreisindizes für Erdölprodukte zeigen seit Jahresbeginn ein neues Phänomen. Während die Preise für Dieselkraftstoffe zum Jahresbeginn nachgaben und jetzt stagnieren, läuft der Trend bei Bitumen und Asphaltmischgut dem entgegen. Bei Bitumen dürfte sich der Ausfall der Kapazität im PCK Schwedt infolge des seit Jahresbeginn geltenden Stopps des Erdölimportes aus Russland preistreibend auswirken. Asphaltmischgut geht diesen Trend mit, wenn auch abgeflacht.
- Kunststoffe halten seit Mitte des Vorjahres ihr historisch hohes Niveau und zeigen wenig Abwärtstrend. Dieser könnte sich in den nächsten Monaten etwas dynamisieren, wenn Energiepreiszuschläge entfallen. Auch die tendenziell nachlassende Baunachfrage erzeugt Preisdruck bei den Herstellern.
- Steigend bleibt die Preisentwicklung bei den mineralischen Baustoffen. Ob Ziegel, Zement oder Vliese, diese Produkte sind energieintensiv in der Herstellung. Die Preissteigerungsraten flachten in den letzten Monaten sukzessive ab, die Raten bleiben gegenüber den Vorjahresmonaten mit +15 % bis +30 % aber hoch.
Auch wenn die Erzeugerpreisindizes nicht die Preise im Handel wiedergeben, so zeigen sie doch im Zeitverlauf einen Trend. Im Übrigen bilden sie die Basis für die Anwendung der Stoffpreisgleitklausel.
Die anhaltend hohen Preise im Einkauf halten auch die Preisentwicklung für Bauleistungen hoch. Insgesamt stiegen die Baupreise kumulativ seit Jahresbeginn 2023 gegenüber dem Vorjahr um knapp 16 %. Auch wenn damit der Anstieg gegenüber 2022 ein wenig nachgibt, bleibt das Preisniveau für Bauleistungen hoch und drückt auf die Nachfrage.
Die Daten können der Anlage hier entnommen werden.
Forderungen
- Verlängerung der Erleichterungen zur Beantragung von Kurzarbeitergeld für alle Betriebe, solange die Lieferengpässe anhalten.
- Verlängerung der Regelung zur Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen
- Berücksichtigung von Stoffpreisgleitklauseln bei neuen Aufträgen im öffentlichen Bau
- Verzicht auf Sanktionen bei Verzögerungen im Bauablauf aufgrund von Lieferengpässen
- Nationale bzw. europäische Rohstoffstrategie für Baustoffe.